Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen

Geschichte der Forschungsgruppe

Postgeschichtlich interessierte Philatelisten riefen am 2. Mai 1964 eine Interessengruppe Postmeilensäulen unter Leitung von Johannes Jacob ins Leben. Bereits im Oktober 1964 konnten die sieben Gründungsmitglieder anlässlich ihrer ersten Arbeitstagung der Wiederaufstellung der Distanzsäule Tharandt beiwohnen. Aufbauend auf dem Erbe des Dr. Kuhfahl begann man, nach dem 2. Weltkrieg und den Nachkriegsjahren ein neues Kapitel der Postsäulenforschung zu schreiben. 1966 übernahm Hans-Heinrich Stölzel die Leitung, und bald gab man sich den Namen Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen.

Ab 1969 wurde diese zum selbständigen Arbeitskreis im Rahmen des Philatelistenverbandes der DDR. Bald wurden nicht nur die von Anbeginn an herausgegebenen »Rundbriefe« umfangreicher, sondern es wurden auch Bestandsverzeichnisse und Bestandskarten geschaffen. 1969 eröffnete im Heimatmuseum Frohburg auch eine erste Dauerausstellung ihre Pforten. Nach dem Tode des unvergessenen Hans-Heinrich Stölzel, der mit viel persönlichem Einsatz bis 1981 tätig war, wechselte allmählich die Einzelleitung zur Kollektivleitung und die Vorstandswahl wurde eingeführt. 1979 stiftete die Forschungsgruppe anlässlich des 300. Geburtstages von Adam Friedrich Zürner in seinem Geburtsort Marieney eine Gedenktafel und 1987/88 führte sie mit großem Erfolg auf der Festung Königstein eine weitere viel besuchte Ausstellung durch, welche von Gästen aus 27 Ländern besucht wurde.

Wenig später folgten Ausstellungen in Freiberg sowie im Verkehrsmuseum Dresden, wobei letztere an die erstmalige Aufstellung von Postmeilensäulen im Jahre 1722 erinnerte. Seit 2000 lädt eine Dauerausstellung zu den kursächsischen Postmeilensäulen im Osterzgebirgsmuseum Schloss Lauenstein ein, welche die Ausstellung im Schloss Frohburg ablöste. Außerdem wurden in den letzten Jahren Adam-Friedrich-Zürner-Gedenkstätten in Marieney / Vogtland und in Skassa bei Großenhain geschaffen. Außerdem wurden Initiativen des Berufsschulzentrums A. F. Zürner in Oelsnitz / Vogtland unterstützt und eine Wanderausstellung zum „Land der historischen Poststraßen“ im Raum Osterzgebirge – Sächsische Schweiz – Tharandter Wald entwickelt, wo seit 2004 wieder Postkutschen für Touristen im Zuge historischer Postkurse verkehren.

Entsprechend der weiten Verteilung kursächsischer Postmeilensäulen zwischen Guben und Auma, zwischen Belzig und Löbau, zwischen Zörbig und Oberwiesenthal machte es sich zunehmend erforderlich, ein Betreuungssystem zu entwickeln, welches interessierte Mitglieder mit der Wahrnehmung solcher Aufgaben, wie der Zustandskontrolle und der Denkmalpflege, betraute. So entstand ein weit verzweigtes System von Bereichsbeauftragten. Die Forschungsgruppe arbeitet eng mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit zusammen. Auf der Basis der Bereichsbeauftragten werden enge Kontakte mit den Unteren Denkmalschutzbehörden, den Straßenbauämtern und Straßenmeistereien gepflegt. Ähnliche Kontakte werden auch in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie in Polen gesucht. Eine enge Kooperation besteht dabei mit der 1980 gegründeten Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine, heute Forschungsgruppe Meilensteine e.V. (www.forschungsgruppe-meilensteine.de).

Eine beträchtliche Erweiterung ihrer Tätigkeit erfuhr die Forschungsgruppe mit der Entscheidung, sich zunehmend auch der Erhaltung und Pflege der königlich-sächsischen Meilensteine anzunehmen. So wurde bereits 1985 eine erste Bestandsliste derselben veröffentlicht, und es konnten bis heute über 300 dieser verkehrsgeschichtlichen Denkmale wieder entdeckt und erfasst werden.

Die Restaurierung von Postmeilensäulen und letztlich auch von königlich-sächsischen Meilensteinen setzt die Kenntnis der historischen Gegebenheiten voraus, erfordert Originaltreue und viel Fingerspitzengefühl. Um hierfür eine solide Basis zu schaffen, erarbeitete die Forschungsgruppe bereits 1987 in Verbindung mit dem damaligen Institut für Denkmalpflege eine Restaurierungsordnung. Sie beinhaltet auch die Überprüfung der Säuleninschriften auf historische Richtigkeit, um eventuelle Fehler vergangener Restaurierungen aufzudecken. Bereits 1971 wurde die Entwicklung eines Restaurierungs-Farbsystems begonnen, welches nach gründlicher Erprobung 1979 zum ersten Mal in Annaberg zur Anwendung kam.

Seitdem wurden rund 30 Restaurierungen mit Hilfe dieses Farbsystems vorgenommen. Leider ist dessen Herstellung heute nicht mehr möglich. Ein absolut gleichwertiges System konnte bisher noch nicht gefunden werden. Die Forschungsgruppe hat immer das System der kursächsischen Postmeilensäulen als Gesamtheit betrachtet und unterstützt daher auch dessen Ergänzung in Form der Wiedererrichtung von vorhanden gewesenen Objekten, wozu eine so genannte Nachbildungsordnung geschaffen wurde. Diese lässt eine Wiederaufstellung nur zu, wenn alle Gegebenheiten des ehemaligen Originals nachweisbar sind. Dr. Kuhfahl hatte 1930 in seinem Buch 97 kursächsische Postmeilensäulen verzeichnet.

Heute stehen auf dem Gebiet des ehemaligen Kurfürstentums Sachsen wieder 208 Säulen. Die meisten Restaurierungen und fast alle Neuaufstellungen erfolgten unter aktiver Mitarbeit der Forschungsgruppe.

Ein Info-Flyer der Forschungsgruppe kann hier heruntergeladen werden.